Wer heute an die Anfänge der Elektromobilität denkt, hat schnell die Entwicklungen der letzten zehn, zwanzig Jahre im Kopf. Seit der Vorstellung des ersten Tesla-Modells im Jahr 2008 hat sich viel getan. Tatsächlich kann das Elektroauto auf eine viel längere Historie mit diversen Höhen und Tiefen zurückblicken. Genauer gesagt auf eine über 100 Jahre andauernde Geschichte – Elektromobilität bewegt seit Jahrzehnten.

1881: Dreirad gibt Startschuss für Elektromobilität.

Der Franzose M. Gustave Trouvé darf als der wegweisende Pionier der Elektromobilität bezeichnet werden. Der Physiker präsentierte 1881 ein bis zu 12 km/h schnelles Dreirad bei der Internationalen Elektrizitätsausstellung in Paris. Es war das erste Fahrzeug mit Elektromotor und wiederaufladbarer Batterie — und gilt heute als Prototyp moderner Elektroautos.

Das erste Elektroauto mit drei Rädern

So in etwa sah es aus: Das erste Elektroauto mit drei Rädern.

Trouvés Erfindung hinterließ Spuren: Hersteller begannen damit, Batterien und Motoren als Antrieb für Kutschen zu nutzen. Der Deutsche Andreas Flocken baute beispielsweise 1888 einen Elektrowagen mit vier Rädern.

Vierrädriger Elektrowagen

So sahen sie aus: Die ersten vierrädrigen Elektrowagen.

1899: Das erste über 100 km/h schnelle Straßenfahrzeug fährt elektrisch.

Der belgische Ingenieur, Rennfahrer und Elektrofahrzeug-Konstrukteur Camille Jenatzy stellte 1899 einen neuen Rekord auf. Sein Elektroauto war das allererste Straßenfahrzeug, das eine Geschwindigkeit von 100 km/h erreichte.

1900: Porsche baut das erste Hybridfahrzeug der Welt.

Ferdinand Porsche präsentierte 1900 bei der Weltausstellung in Paris ein Fahrzeug, das für sich eine Weltneuheit darstellte: Das Lohner-Porsche-Elektromobil hatte zwei 2,5 PS starke Elektromotoren an Bord, die in den Radnaben der Vorderräder ihre Wirkung entfalteten. Noch im selben Jahr machte Porsche den nächsten wegweisenden Schritt und kombinierte die elektrischen Radnabenmotoren mit einem Verbrennungsmotor zum sogenannten Mixte-Wagen. Das erste Hybridfahrzeug der Welt war geboren. Das Prinzip: Der Daimler Verbrennungsmotor erzeugte in Verbindung mit einem Generator Strom. Dieser versorgte über Batterien die Elektromotoren.

Anfang des 20. Jahrhunderts: Elektroautos, wohin man blickt.

Der Straßenverkehr zeigte sich im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts weit mehr von Elektroautos geprägt als von Benzinern. Laut Zeit Online hatten gerade mal 22 Prozent der auf den US-Straßen fahrenden Autos einen Verbrennungsmotor. 40 Prozent fuhren mit Dampf, 38 Prozent elektrisch – vor allem in den Großstädten. Die meisten New Yorker Taxis fuhren elektrisch und Berlin galt als Hochburg der Hersteller für Elektrofahrzeuge.

Diese Zahlen waren der Alltagstauglichkeit der Fahrzeuge geschuldet. Die Verbrenner mussten mit schwergängigen Kurbeln gestartet werden und brachten schwierige Schaltvorgänge mit sich. E-Autos wurden per Knopfdruck gestartet.

1911: Elektrischer Anlasser läutet Siegeszug der Benziner ein.

Der amerikanische Erfinder Charles F. Kettering soll es gewesen sein, der bei der Entwicklung des elektrischen Anlassers entscheidend vorankam. 1911 stand ein Anlasser zur Verfügung, mit dem sich Verbrennungsmotoren problemlos starten ließen.

Eine Erfindung mit Folgen: Das Elektroauto hatte das Nachsehen und brachte gleich mehrere Punkte mit sich, die gegen seine Anschaffung sprachen. Die E-Autos waren um einiges teurer als die Verbrenner und hatten schwere Batterien an Bord. Ebenso hatten die E-Autos bei der Reichweite das Nachsehen. Dazu war Erdöl günstig verfügbar, trieb mehr und mehr Maschinen, Industrie und Autos an — was Benzintankstellen aus dem Boden schießen ließ. Ein Imagewandel läutete dann endgültig den vorläufigen Abstieg der Elektrofahrzeuge ein: Die lauten Benziner wurden durch geschickte Werbung erfolgreich als Zeichen von Stärke und Potenz positioniert.

1913 bis 80er-Jahre: Elektroautos als Randerscheinung.

1913 begannen Hersteller wie Ford damit, Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor am Fließband zu produzieren. Die Folge: Elektroautos wurden in den 20er-Jahren zur Seltenheit. Fortan waren es ausschließlich Nischenmärkte, in denen die elektrisch betriebenen Fahrzeuge noch zum Einsatz kamen.

Beispielsweise im Berlin der 50er, wo Elektroautos zur Briefkastenleerung eingesetzt wurden. Oder in den 70ern, als die Menschen in Großbritannien früh morgens ihre Milchflasche mit kleinen, elektrisch betriebenen Wagen geliefert bekamen. Des Weiteren im selben Jahrzehnt in den USA, wo Elektrokarts auf den Golfplätzen die Spieler von einem Loch zum nächsten brachten.

In Deutschland gab es zur selben Zeit ebenfalls kleine Fortschritte in Sachen Elektromobilität. BMW stellte pünktlich zu den Olympischen Spielen 1972 einen Stromer vor, der beim Marathonlauf als Begleitfahrzeug eingesetzt wurde. Es blieb ein Prototyp: Das Konzeptfahrzeug mit einer Reichweite von 30 bis 60 Kilometern und einer Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h wurde nie weiterentwickelt.

90er-Jahre: Erste E-Auto-Versuche in Serienproduktion.

1992 bis 1996 versuchte VW, mit dem Golf Citystromer ein elektrisch betriebenes Modell zu etablieren. Enttäuschend: Es blieb bei der Produktion in Kleinstserie und der ausschließlichen Verwendung in den Flotten von Energieversorgern. Nach 120 Exemplaren kam das Aus aufgrund zu geringer Nachfrage.

Der Golf II Citystromer

Der Golf II Citystromer. © 2017 Volkswagen AG

General Motors versuchte von 1996 bis 1999 ebenfalls, mit dem Vehicle 1 im Elektrosegment Fuß zu fassen. 1.117 Stück des Kompaktklasse-Autos kamen auf den Markt und wurden vor allem ausgewählten Kunden zur Verfügung gestellt. Es handelte sich um Leasingverträge – General Motors blieb Besitzer der Fahrzeuge. Nach drei Jahren wurden die Fahrzeuge zurückgerufen, da GM wegen fehlender Produktion von Ersatzteilen keine längerfristigen Sicherheitsgarantien geben konnte. Sämtliche Fahrzeuge wurden verschrottet.

Dessen ungeachtet nahmen die Anstrengungen der Autohersteller weltweit zu, um endlich Elektroautos in größeren Stückzahlen auf den Markt zu bringen. Unter den damaligen Modellen befanden sich unter anderem:

  • Toyota Prius (1997) als erstes Großserienmodell mit Hybridantrieb.
  • PSA Peugeot Citroën (1995 bis 2005) baute rund 10.000 Elektroautos der Modelle Saxo, Berlingo, 106 und Partner. Diese wurden ausschließlich in Frankreich, England und den Beneluxstaaten angeboten.

2006: Neue Generation von Elektroautos sorgt für Furore.

Mit der Vorstellung des Tesla Roadster war 2006 ein weiterer Meilenstein erreicht. Der Sportwagen, der ab 2008 verkauft wurde, war das erste für Autobahnen und längere Distanzen geeignete Elektroauto. Rund 350 km Reichweite und eine Höchstgeschwindigkeit von abgeriegelten 201 km/h setzten neue Maßstäbe. Die großen Hersteller kündigten neue Pläne und Modelle für Elektroautos an.

2009: Die ersten Elektroautos gehen in Großserie an den Start.

Der Mitsubishi i-MiEV kam 2009 in den Handel und gilt als erstes Elektroauto, das in Großserie produziert wurde. 2010 folgte der Nissan Leaf, das bis 2016 noch das meistverkaufte Elektroauto der Welt war.

Mitsubishi iMIEV

Erstes Elektroauto in Großserie: der Mitsubishi i-MiEV. © 2017 Mitsubishi

Zu weiteren Modellen, die seit 2010 auf den Markt gekommen sind, gehören:

  • Renault Fluence Z.E., Kangoo Z.E. und Twizy (2011/2012)
  • Tesla Model S, das erste Oberklassen-Elektroauto (2012)
  • Renault ZOE, das erste Kleinwagen-Serienfahrzeug mit Lithiumbatterien eines großen europäischen Herstellers (2012)
  • VW e-up! (2013)
  • BMW i3 (2013)
  • Kia Soul EV (2013)
  • Ford Focus Electric (2013)
  • VW e-Golf (2014)
  • Mercedes-Benz B-Klasse Electric Drive (2014)

2030: Bald nur noch E-Autos in Deutschland?

Laut Beschluss vom 23. September 2016 fordert der Bundesrat parteiübergreifend, dass ab 2030 keine Autos mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden sollen. Damit wird die Europäische Union dazu angehalten, spätestens ab 2030 in Europa ausschließlich emissionsfreie Fahrzeuge zuzulassen. Anders sei das Hauptziel des Pariser Klimavertrags, bis zum Jahr 2050 einen CO2-neutralen Planeten zu haben, nicht umzusetzen, heißt es. Die Geschichte der Elektromobilität entwickelt sich rasant weiter, mit zukünftig weiteren Höhepunkten. Um die Elektromobilität in Deutschland weiter voranzubringen, haben Vertreter aus Industrie, Wissenschaft und Politik einen gemeinsamen Entwicklungsplan Elektromobilität entworfen. Deutschlands Rolle in diesem Bereich soll gestärkt werden.

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