Man sieht dich häufig im Fernsehen – bei Jerks, Heute Show, Polizeiruf – aber aus der Werbung kennt man dich bisher kaum. Wie kommt es, dass du dich entschieden hast, bei diesem Projekt mitzumachen?
Ich bekam die Anfrage und habe es erstmal behandelt, wie ein ganz normales Filmprojekt: Ich habe mir das Konzept durchgelesen und da ich ein sehr konstruktives, offenes Vorgespräch mit euch von Yello hatte, die mir das Projekt so begeistert vorgetragen haben, dass ich gar nicht anders konnte, als sofort zuzusagen. Es ist nicht einfach mal „schnell eine Werbung“, sondern es steckt eine Leidenschaft und eine Idee dahinter - das ist, gerade in der Werbung, nicht selbstverständlich und hat mich überzeugt.
Die Spots dieses Projekts sind für Yello – wir setzen auf 100% auf Ökostrom. Unser Auftrag im Kampf gegen den Klimawandel ist klar. Welche Aufgabe haben aber deiner Meinung nach Künstler:innen wie du in dieser Sache?
Unsere Aufgabe ist, unsere Fähigkeit zu benutzen, etwas emotional zu vermitteln. Das Thema Klimawandel klingt hochkomplex, aber die Auswirkungen spüren wir doch irgendwie jetzt schon! Und dieses spüren, dass da was aus dem Lot geraten ist, können wir übertragen auf die Leinwand, auf den Bildschirm, in die Sprache. Wir können das Problem natürlich nicht lösen, aber daran mitarbeiten, ein Bewusstsein zu schaffen.
Die Kommunikation zum Klimawandel ist immer sehr ernst. Dieses Projekt nähert sich mit viel Humor der Thematik. Was steckt hinter dieser neuen Tonalität?
Es braucht ganz dringend eine neue Tonalität, denn sind wir mal ehrlich: Keiner kann das Thema mehr hören! Und keiner wird gerne belehrt… Wenn ich aber darüber lachen kann, fällt es mir viel leichter, mich nicht zu verschließen. Ich denke neu darüber nach. Und werde dabei noch im besten Fall unterhalten! Ein Win-Win!!
In den Filmen für unser Projekt spielst du Klyma Wandl, den personifizierten Klimawandel. Diese hasst alles, was gut fürs Klima ist und ist somit all das, was man als moderner Mensch nicht sein möchte. Wie habst du dich auf diese Rolle vorbereitet?
Ich habe viel ausprobiert und mir überlegt: Wer ist diese Frau, woher kommt ihre Wut und wie überträgt sich das auf ihre Stimme und ihren Gang? Ich hatte irgendwann eine Frau vor Augen, die so gern eine elegante Dame wäre, aber es bricht leider immer wieder laut, heftig, eruptiv aus ihr heraus... Eigentlich eine tragische Figur… Da haben natürlich auch die Kostüm- und Maskenproben geholfen, die sehr diese Idee unterstützt haben. Aber an meinem „bösen Blick“ musste ich nicht arbeiten, den habe ich seit dem Matheunterricht in der Schule…
Klyma Wandl ist eine echte Antiheldin. In unserer neuen Yello Werbekampagne bringen junge Menschen, die den Klimaschutz ganz entspannt und lösungsorientiert in ihren Alltag integrieren, Frau Wandl wortwörtlich vor Wut zum Platzen. Gibt es bei dir auch alltägliche Dinge, die gut fürs Klima sind und die dir vielleicht sogar Spaß machen?
Ich sehe Klyma Wandl gar nicht als Antiheldin! Sie ist komplett destruktiv ausgerichtet, sie bietet keine Lösungen an und will egoistisch durchs Leben brettern. Das macht sie für mich eher zu einer klassischen Antagonistin. Im Gegensatz zu einer Antiheldin würde Klyma niemals eine Schwäche eingestehen, oder dass sie auch nur ansatzweise falsch liegt…
Aber es ist, auch in meinem Alltag, wichtig, sich einzugestehen, dass man mal Fehler macht und nicht alles schwarz und weiß ist. Auch in Bezug auf das eigene Verhalten. Benutze ich zu viel Plastik? Auf jeden Fall! Bin ich dadurch allein verantwortlich für den Klimawandel und sollte einfach komplett aufgeben? Ich glaube eher nicht… Diese, ich sag jetzt mal, moralische Entspannung - ohne komplett verantwortungslos zu werden - macht mir Spaß. Aber konkret gesagt: Was mir ganz ehrlich jeden Tag Spaß macht, ist das Bewusstsein, wie dankbar ich bin, dass sauberes Wasser aus meiner Leitung sprudelt. Was für ein Luxus! Deshalb hab ich auch kein Problem, damit sparsamer umzugehen.
Die Rolle der Klyma Wandl ist sehr symbolisch und trägt eine starke Botschaft. Wie hoffst du, dass das Publikum auf diese Darstellung reagiert? Gibt es bestimmte Reaktionen oder Veränderungen im Verhalten der Zuschauer:innen, die du dir besonders wünschst?
Es wäre vermessen, zu glauben, dass sich durch die Kampagne das Verhalten der Zuschauenden sofort ändert. Darum geht es aber auch gar nicht! Es wäre schön, wenn wir erreichen, dass man wieder über das Thema lachen kann, es ein bisschen die verhärteten Fronten auflöst. Ohne Ideologie, ohne Zeigefinger, mit Spaß und mit einem wunderbar absurden Feindbild: Klyma Wandl.
Konntest du für Klyma Wandl auf andere Rollen zurückgreifen, die du bereits gespielt hast?
Eine viel zu laute Frau, die dominant und ignorant durch die Welt stiefelt? Noch nie gespielt… (Hüstel) Im Ernst: Mir ist durchaus der Rollentypus vertraut, der Unterschied hier war nur, dass man - Entschuldigung, aber es gibt keine bessere Umschreibung…- die Sau rauslassen konnte. Es gab kein „spiel mal kleiner, sei mal ein bisschen leiser“, es gab nur: „GO GO GO!“
Würde dir Klyma Wandl im echten Leben begegnen – was würdest du ihr sagen wollen?
Entspann dich, Klyma. Dir wird hier überhaupt nichts weggenommen, du kriegst - allein durch die ganzen neuen technischen Errungenschaften - noch mehr Möglichkeiten! Und vielleicht dadurch die Chance viel mehr die zu sein, die du eigentlich sein willst… Und mal nebenbei: Was glaubst du, wie schnell ein Elektro-Auto losbrettern und die Leute an der Ampel abziehen kann! (Wobei ich aber schwöre, dass Klyma mir absolut nicht zuhören, die Hustenbonbons aus meiner Hand reißen und sich ihr nächstes „Opfer“ zum Niederbrüllen suchen würde…)
Provokante Rolle, provokante Frage: Was ist deine größte Klimasünde?
Also ich war schonmal nicht mit meinem Privat-Jet beim Superbowl in Las Vegas!! Ich werde bestimmt einige versteckte Klimasünden begehen, aber das offensichtlichste sind wohl Langstrecken-Flüge... Hach, aber alle paar Jahre muss ich einfach nach New York und den Broadway aufsaugen…!
Der Dreh war ja eine Green Production. Das heißt, es wurde extrem auf ein nachhaltiges Konzept am Set geachtet. Gab es daher irgendwelche Einschränkungen für dich?
Das ist lustig, dass man gleich von „Einschränkungen“ spricht, wenn es um Green Production oder Nachhaltigkeit geht. Das Gegenteil war der Fall: Ich hatte nur Vorteile. Wir hatten kein abgepacktes Lunch, sondern wunderbar lokales, frisches Essen. Die Wege waren kurz, das Müllkonzept war easy und sogar der Trailer, wo ich geschminkt wurde, war, dank Solarpanels auf dem Dach, angenehm warm. Ich komme wirklich auf keine einzige Einschränkung…
Bleiben wir noch etwas bei der Thematik und werfen einen Blick auf die Filmbranche im Allgemeinen: Welchen Stellenwert nimmt Nachhaltigkeit deiner Meinung nach in Film und Fernsehen mittlerweile ein?
Mittlerweile ist es recht normal, bei Filmproduktionen darauf zu achten. In welchem Umfang ist natürlich sehr unterschiedlich und war bei diesem Yello-Dreh außergewöhnlich hoch, aber im Vergleich zu früher, wo es zum Beispiel Plastikbesteck beim Catering gab oder die Schauspielenden einzeln in großen Vans abgeholt wurden, ist es viel bewusster geworden.
Das Bemühen ist auf jeden Fall überall zu spüren.
Zum Abschluss: Welche Botschaft möchtest du mit deiner Teilnahme an diesem Projekt über den Bildschirm hinaus vermitteln? Gibt es konkrete Schritte, die du dem Publikum empfehlen würdest, um ihren Teil zum Klimaschutz beizutragen?
Das würde ich mir nie rausnehmen! Ich kann nur von mir ausgehen und an meinem eigenen Verhalten arbeiten. Was ich aber möchte, ist, dass wir erkennen, dass etwas Neues nicht gleich Gefahr bedeutet. Ein paar persönliche Beispiele: A) Es macht Spaß: Ich mag es, wie flüsterleise ein E-Auto fährt. B) Es erleichtert mir das Leben: Ich hab ein kleines Gartenhäuschen und die Solarpanels sparen mir unfassbar viel Geld. C) Da kommt noch mehr: Was allein in den letzten 10 Jahren alles entwickelt wurde! Leben heißt nun einmal Wandel. Aber wir sollten vielleicht alle mal versuchen, unsere innere Klyma Wandl ein bisschen leiser zu drehen…